Walk the Line


Danke, dass Sie im Weg stehen

Zur Orientierung nutzen blinde und sehbehinderte Menschen das Blindenleitsystem (gerne auch Leitliniensystem genannt). Es handelt sich hierbei um taktile Bahnen am Boden, die mittels Orientierungsstock aufgespürt werden und uns somit leiten. Dumm wird das ganze nur, wenn Leute auf diesen Linien stehen.

Ich kann dann zwar noch um diese menschlichen Hindernisse herumgehen, eine blinde Person rennt einfach gegen diese Menschen. Ich habe es aber auch schon erlebt, das Geschäfte ihre Außenstände einfach auf den Leitlinien aufbauen. Man muss sich natürlich nicht wundern, wenn blinde Menschen dann das Sortiment umrennen, weil dieser Bereich unerlaubterweise genutzt wurde.

Leider konnte ich selbst ein solch nachlässiges Verhalten in Marburg beobachten. Deswegen wäre es für uns durchaus hilfreich, wenn sehende Menschen einfach mal ihre Augen nutzen, auf diese Linien achten und diese nicht blockieren würden.

Und nein, Schilder, die darauf hinweisen, wären nicht gerade toll. Wir neigen nämlich durchaus dazu, diese zu übersehen, was schmerzhaft enden kann. Aber eine Markierung auf dem Boden, wie es bei Radwegen gang und gäbe ist, wäre in der Tat eine super Lösung. Bloß schade, dass auf diese Idee bislang noch niemand gekommen ist (zumindest habe ich noch kein Leitliniensystem mit entsprechender Kennzeichnung gesehen).

Muss das denn so einen Lärm machen?

Gerade, wenn man den Stock auf den Leitlinien nutzt, wird dieser besonders laut durch die taktile Riffelung, welche einem blinden Menschen die Information gibt, dass er sich auf dieser befindet.

Es gibt aber immer wieder Menschen, die sich über die Nutzung des Stockes im Straßenverkehr aufregen, weil dieser nun mal laute Geräusche machen kann (abhängig von der verwendeten Spitze). Ich wurde sogar schon gefragt, ob ich den Stock den unbedingt auf diesen Linien nutzen muss, weil er ja da so einen Lärm macht!

Liebe Leute, wir orientieren uns damit! Um das Geräusch zu dämpfen, müsste eine weichere Spitze verwendet werden. Das Ergebnis wäre aber, dass weniger Information am Handgelenk ankommt, da alles gedämpft ist. Wer nun vollblind ist, nutzt einerseits die Vibrationen, die der Stock empfängt, um sich zu orientieren, andererseits den Schall, der entsteht, um Wände und Hindernisse auszumachen. Aber auch sehbehinderte Menschen bekommen so Informationen von Dingen, die im Weg sind; vor allem Glassplitter von zerbrochenen Flaschen, an denen wir uns leicht verletzen können (oder uns die Schuhe ruinieren) spüren wir so frühzeitig, bevor wir in die Scherben treten.

Vielleicht sollten sich normal sehende Menschen nicht über uns sehbehinderte und blinde Menschen aufregen, sondern stattdessen dankbar dafür sein, dass sie noch normal sehen können und nicht auf diese Hilfsmittel angewiesen sind!


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Skip to content